Itsutsu no Kata

五の形 (Form der 5)

Die Zahl fünf ist im asiatischen Raum sehr bedeutungsträchtig. Sie hat in der chinesischen und japanischen Philosophie einen tiefen Sinn. Für Chinesen und Japaner bestand der Kosmos und alles in ihm aus fünf eher abstrakten Elementen (China: Wasser, Feuer, Holz, Metall, Erde; Japan: Feuer, Wasser, Wind, Erde, Leere, d.h. Weltall).

Nach eingehendem Studium der Lehrsysteme alter Ju jutsu-Schulen, insbesondere der Tenjin shin’yo ryu, hatte Kano die Überzeugung gewonnen, dass er die fünf (Itsutsu) Prinzipien gefunden habe, die alle kriegerischen Künste beherrschten. Er setzte diese Elemente in Bezug zu den Kräften, die das Wasser in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen entfalten kann.

Ippon me     
Fortwährender Angriff bringt auch gegen starke Kraft den Sieg (fließendes,
sich stauendes Wasser).
 
Nihon me      
Die Angriffsenergie des Gegners gebrauchen (umleiten), um ihn zu besiegen
(stürmische Welle), d.h. Siegen durch Nachgeben.
 
Sanbon me   
Wirbelwind oder Wasserstrudel, bei dem der innere Ring den äußeren
kontrolliert.
 
Yonhon me   
Kraft der Gezeiten, die alles von der Küste in den Ozean ziehen will, wie groß es
auch sein mag (Sog einer großen Welle).
 
Gohon me     
Prinzip des Nachgebens: Wenn unbegrenzte Kräfte zusammenzuprallen drohen, ausweichen, um zu vermeiden, dass alles vernichtet wird (Wirkung einer großen Welle, die über einen hinweg brandet).

Jigoro Kano hat von seiner Itsutsu-no-kata im Hinblick auf ihren symbolischen Gehalt gesagt, dass sie das „Herz des Judo“ enthalte. Sie stellt eine Beziehung her zwischen dem Mikrokosmos (dem Innersten des Menschen) und dem Makrokosmos (Universum).

Daher stellt die Itsutsu no Kata an Tori und Uke auch außergewöhnliche Anforderungen, wenn es ihnen gelingen soll, mit der beeindruckenden Kraft ihrer symbolischen Bewegungen, durch flüssige Darstellung und innere Konzentration eine deutliche Stimmung der Harmonie zu erzeugen, um die entsprechenden Prinzipien zu verkörpern.

(Quelle: Begleitskript zur DJB-Dan-PO)